von Hermann Ludwig
Die gebürtige Scherfederin Maura Porrmann gehört zu den besten Tischfußballerinnen der Weit. Auch in puncto Musik ist sie ein echtes Ausnahmetaient und wurde 2016 mit dem Kulturpreis des Kreises Höxter ausgezeichnet.
Foto: Martina Drignat
Vize-Weltmeisterin im Tischfußball und Kulturpreisträgerin:
Gebürtige Scherfederin ist echtes Allround-Talent
Maura Porrmann
hat den Dreh raus
von Thomas Fuest
Tischfußball ist für viele Menschen ein typischer Kneipensport und oft nicht mehr als ein netter Zeitvertreib in bierseliger Atmosphäre. Was jedoch nur wenige wissen: Auf fast allen Wettbewerbsebenen, die man vom etwa „richtigen“ Fußball kennt, treten auch die Tischkicker regelmäßig gegeneinander an. Es gibt Bundesligen, eine Deutsche Meisterschaft, eine Europameisterschaft und sogar eine Weltmeisterschaft. Letztere hat 2019 im spanischen Murcia stattgefunden. Mit dabei war die gebürtige Scherfederin Maura Porrmann. Sie zählt zu den besten Tischkickerinnen der Welt.
Wenn die 28-Jährige ihre Titel im Tischfußball aufzählen möchte, muss sie tief Luft holen. Seit ihren ersten Turnieren 2013 ist nämlich einiges zusammengekommen: Landesmeisterin in ihrer Wahl-Heimat Hamburg, Dritter Platz in der ersten Damen-Bundesliga mit ihrem Team „Hamburg Piranhas“, Platz 1 in der nationalen Damen Rangliste, Platz 1 in der Weltrangliste, Gewinnerin der nationalen Classic Rangliste, insgesamt 19 Top-3-Platzierungen, Europameisterin 2016, Vize-Weltmeisterin 2016 - um nur einige ihrer Erfolge zu nennen. In 2019 wurde sie zudem Deutsche Meisterin im Mixed-Wettbewerb und qualifizierte sich dadurch für die Weltmeisterschaft in Spanien.
Hier wurde sie gemeinsam mit ihrer Spielpartnerin Sandra Ranff Vize-Weltmeisterin im Doppel. Auch mit der Deutschen Damen-Nationalmannschaft schaffte sie den Weg
In 2019 wurde Maura Porrmann erneut Vize-Weltmeisterin im Kickern. Foto: Privat
ins Finale. Hier hatte das Team aus den USA jedoch leider den besseren Dreh. „Trotzdem war die WM für mich ein Wahnsinns-Erfolg“, freut sich Maura Porrmann.
Dass sie mit ihrem Hobby mal ganz oben mitspielt, hat sie zu Beginn ihrer Karriere keineswegs im Sinn gehabt. „Ich habe in der Kneipe angefangen, wie die meisten wahrscheinlich“, erzählt sie schmunzelnd. „Dort wurde ich angesprochen und gefragt, ob ich das nicht mal richtig lernen möchte. Das wollte ich eigentlich nicht, denn ich dachte, ich sei schon sehr gut. Aber dann wurde ich trotzdem zu einem Training überredet und da habe ich dann gesehen, was möglich ist. Die haben mich dort auseinandergenommen“, erinnert sie sich. „Da war mein Ehrgeiz geweckt. Das wollte ich auch können.“ Heute kann sie es. Vor großen Turnieren trainiert Maura bis zu 15 Stunden in der Woche auch mit einem persönlichen Trainer - allerdings nicht nur am Kicker- Tisch. „Ich mache viele Sportarten und Übungen, die die Reaktionsgeschwindigkeit und die Koordination der Hände verbessern. Boxen zum Beispiel“, erzählt sie. „Es ist ein wunderbares Gefühl, beim Kickern die Erfolge des Trainings zu spüren. Das macht mir immer deutlich, wozu man eigentlich in der Lage ist, wenn man bereit ist, seine eigenen Grenzen auch mal zu überwinden.“ Ihr Lieblingsschuss ist übrigens der sogenannte Pin-Shot oder Abroller.
„Dabei geht man mit seiner Figur hinter den Ball und holt aus, indem man die Hand öffnet und den Griff am Handballen hat. Dann bewegt man die Hand schnell nach oben und fängt den Griff sozusagen in den Fingerkuppen wieder auf“, erklärt sie. In Echtzeit geschieht das bei Maura Porrmann in Bruchteilen einer Sekunde.
Schon früher zählte Fußball zu Maura Porrmanns Hobbies. Sie spielte während ihrer Schulzeit in Scherfede in der Frauenmannschaft des SVWestfalia Scherfede/Rim- beck. Einen Vorteil habe sie beim Kickern deshalb aber nicht. „Fußball und Tischfußball sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe“, erklärt sie. „Mich fasziniert am Kickern die ganz eigene Ästhetik der Bewegung. Ich bin süchtig nach der Geschwindigkeit und nach dem Knall, wenn der Ball ins Tor donnert. Außerdem ist es eine einmalige Kombination aus mentaler Stärke und körperlichen Fähigkeiten. Und die mentale Stärke hat hier eine viel größere Dominanz, das ist beim normalen Fußball etwas anders. Kickern ist noch mehr Kopfsache.“ Und das ist genau Maura Porrmanns Ding. Sie investiert sehr viel Zeit, an ihrem Spielstil zu feilen. „Ich habe Spaß daran, mir Videos anzugucken, akribische Analysen zu machen und mich stundenlang mit meinem Spielpartner über die beste Taktik auszutauschen“, sagt sie. „Ich bin also ein echter Kicker- Nerd.“
Vor großen Wettkämpfen trainiert Maura Porrmann bis zu 15 Stunden in der Woche. Foto: Martin Kess
VIZE-WELTMEISTER IM TISCHFUSSBALL
Trotz ihres großen Erfolges sind Titel für Maura Porrmann eher Nebensache. „Natürlich möchte ich mich mit den Besten messen und gewinnen. Das bedeutet ja schließlich, dass ich etwas aus meinem Training mitnehme. Aber der Spaß steht für mich immer im Vordergrund“, erklärt sie.
Das gilt auch für ihre zweite, noch größere Leidenschaft. „Mein Motto lautet: Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, sagt Maura Porrmann. „Ein Leben ohne Musik kann ich mir nicht vorstellen.“ Bereits in jungen Jahren entdeckte sie diese Leidenschaft. Als Kleinkind saß sie stundenlang am Klavier - dass sie dabei ihre beiden Hände unterschiedlich voneinander, aber trotzdem zielgerichtet einsetzen muss, kommt ihr übrigens beim Kickern sehr zur Hilfe. Später leitete sie ein kleines Vokal-Ensemble, sang im Chor und trat auch als Solistin auf. Sie war Sängerin der Paderborner Live-Band „Jazzpilots“ und arbeitete ehrenamtlich mit Kinder- und Jugendgruppen im Kloster Hardehausen zusammen. Zudem gab sie verschiedene Workshops zu Musik, Sprech- und Stimmtraining. Nach dem Abitur 2009 und einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Jugenddorf in Warburg zog es sie schließlich nach Hamburg. Hier studierte sie an der „Stage School“, einer der renommiertesten Schulen Europas für Schauspiel, Tanz und Musik, und an der ebenso erstklassigen „Hamburg School of Music“. Ihr Abschluss: Staatlich anerkannte Berufsmusikerin im Bereich Popularmusik. Zudem studiert sie auch noch Psychologie im Fernstudium. „Das hilft mir in schwierigen Kicker-Partien durchaus weiter“, gibt sie lächelnd zu.
Ihrer alten Heimat fühlte sich Maura Porrmann stets verbunden. So hat sie unter anderem 2016 gemeinsam mit einer Freundin an der Landvolkshochschule Hardehausen ein musikalisches und poetisches Abendprogramm organisiert. Gemeinsam mit Patricia Wollschläger tritt sie sie bundesweit als kabarettistisches Pop-Duo „Lieblingsfarbe Schokolade“ auf.
Landrat Friedhelm Spieker überreichte Maura Porrmann 2016 den Kulturpreis des Kreises Höxter. Foto: Thomas Fuest / Kreis Höxter
Für ihr künstlerisches Ausnahmetalent wurde sie 2016 mit dem Kulturpreis des Kreises Höxter ausgezeichnet. In seiner Laudatio lobte Landrat Friedhelm Spieker den beeindruckender künstlerischer Werdegang: „Sie lieben und leben die Musik. Sie nutzen ihr außergewöhnliches Talent auch, um anderen Menschen eine Freude zu bereiten und sie zu unterhalten. Zudem schaffen sie es mit ihrer offenen und sympathischen Art, junge Menschen an Musik und Gesang heranzuführen. Damit haben Sie einen hervorragenden Beitrag zur kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen geleistet, die uns im Kulturland Kreis Höxter sehr am Herzen liegt.“ Egal ob am Kickertisch oder vor dem Mikrofon - von Maura Porrmann wird man noch viel hören.
Thomas Fuest
Kreis Höxter
Moltkestraße 12, 37671 Höxter